VCFMV

Verband der Camping- und Freizeitbetriebe

Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Platz der Freundschaft 1

18059 Rostock

 

Tel./Fax.  0385 - 44 84 02

 

 

An die

Mitglieder des Ausschusses

für Tourismus

 

 

 

 

 

Betr: Gruppenantrag - Drucksache 14/5876 -  „Zivile Nutzung der Kyritz-Ruppiner Heide“

Stellungnahme des VCFMV: Schwere Beeinträchtigungen für den Tourismus durch das

„Bombodrom“ befürchtet

 

 

 

Sehr geehrte Ausschußmitglieder,

 

 

der Gruppenantrag - Drucksache 14/5876 -  „Zivile Nutzung der Kyritz-Ruppiner Heide“ ist nach

Beratung im Deutschen Bundestag u.a. zur Beratung an den Ausschuß für Tourismus sowie den

Ausschuß für die neuen Länder verwiesen worden. Deshalb wenden wir uns mit unserer

Stellungnahme an Sie.

 

Nachdem die Klagen von Anrainergemeinden gegen die Übernahme des ehemals sowjetischen

Schieß- und Bombenabwurfplatzes in der Kyritz-Ruppiner Heide in Brandenburg durch die

Bundeswehr Erfolg gehabt haben, sollen nun im Rahmen eines formellen Planfeststellungsverfahrens

die rechtlichen Voraussetzungen für die Errichtung eines Luft-/Bodenschießplatzes - „Bombodroms“

gelegt werden. Leider sind die unmittelbar im Bereich der Einflugschneise liegenden und damit

unmittelbar betroffenen Gemeinden im Mecklenburgischen Teil nicht in das Anhörungsverfahren

einbezogen worden.

 

Geplant sind gegenwärtig nach unseren Informationen für den geplanten Luft-/Boden-Schießplatz

Wittstock bis zu 3000 Einsätze pro Jahr, wobei ein Einsatz bis zu 12 Anflüge auf ein Ziel beim

Standardeinsatzverfahren umfassen kann (siehe Gruppenantrag, Drucksache 14/5876 Begründung

Punkt 3). Es kann sich also um bis zu 33.000 Anflüge im Jahr handeln. Im Bereich der

Einflugschneise wird die Tieffluggrenze von 300 m auf bis zu 150 m, im Zielbereich auf bis zu 30 m

unterschritten werden. Die hiervon ausgehende Lärmimmission wäre enorm. Betroffen werden nicht

nur die touristisch attraktiven Gebiete in Brandenburg, sondern auch erhebliche Gebiete in der

Mecklenburgischen Seenplatte in Mecklenburg-Vorpommern.

 

Die Mecklenburgische Seenplatte ist touristisches Schwerpunktgebiet des Landes Mecklenburg-

Vorpommern. Innerhalb von 11 Jahren ist ein attraktives touristisches Angebot geschaffen worden,

das sich zunehmend größerer Beliebtheit erfreut. Allein im letzten Jahr konnten im Campingbereich in

dieser Region die höchsten Zuwächse erreicht werden. Betroffen ist auch der Müritz-Nationalpark, ein

einmaliges und zu schützendes Naturreservat, das mit zur Attraktivität der Region beiträgt.

 

Im Mecklenburgischen Teil des betroffenen Gebietes (Kreis Mecklenburg-Strelitz, Müritz-Kreis) sind

nach Berechnungen des VCFMV ca. 1,1 Mio. Campingübernachtungen (inkl. der Dauergäste mit

touristischer Relevanz) betroffen. Hinzu kommen die 1,6 Mio. Übernachtungen im Hotel- und

Gaststättenbereich (Hotels, Pensionen, Ferienhäuser, -wohnungen, Jugendherbergen) sowie die

Übernachtungen in zahlreichen Gästebetten im privaten Bereich. Die Gäste kommen in diese Region

wegen der einmaligen Naturlandschaft und der mit ihr einher gehenden Ruhe. Es sind nicht nur die

Arbeitsplätze im unmittelbaren Beherbergungsbereich, die gefährdet werden. Jeder Tourist bringt in

die Region zusätzliche Kaufkraft, von der der Einzelhandel, das Handwerk sowie die gesamte übrige

Wirtschaft profitieren und die Arbeitsplatzeffekte induziert. Durch die zahlreichen privaten Gästebetten

hat der von dem Tourismus ausgehende Wohlstandseffekt auch im nicht gewerblichen Bereich, also

den Privathaushalten eine unmittelbare Wohlstandswirkung, neben der mittelbaren Wirkung, die von

der allgemeine Belebung der wirtschaftlichen Aktivitäten ausgeht.

 

Sicher ist richtig, daß sich neben den vielen langjährigen Gegnern einer militärischen Nutzung der

Kyritz-Ruppiner Heide auch Befürworter e i n e r Gemeinde in Brandenburg gibt, die sich durch das

Bombodrom Arbeitsplatzeffekte versprechen. Es kann doch aber wohl kaum eine sinnvolle Politik

sein, eine der wenigen prosperierenden Branchen in den neuen Ländern durch ein staatliches Projekt,

bei dem die tatsächlichen Arbeitsplatzeffekte angesichts der knappen Mittel bei der Bundeswehr völlig

offen sind, gefährdet wird. Es kann nicht richtig sein, tausende mittelständische Arbeitsplätze, die nicht

zuletzt mit Millionen-EG-Fördermitteln und über den Länderfinanzausgleich auch aus Mitteln der alten

Bundesländer geschaffen wurden, gleich wieder zu zerstören. Unter Bezugnahme auf die

Bundestagsdebatte und dem dort zitierten Beispiel Goldberg, möchten wir noch einmal betonen: die

Alternativen heißen hier nicht „reale Arbeitsplätze bei der Bundeswehr versus erwartete Arbeitsplätze

im Tourismus“ sondern vielmehr „bereits mit viel Geld und Entwicklungsperspektiven vorhandene

mittelständische Arbeitsplätze versus möglicherweise in Aussicht stehende und angesichts knapper

Haushaltsmittel höchst fragliche neue Arbeitsplätze im staatlichen Bereich“.

 

Wir stellen nicht in Abrede, daß sich Deutschland verteidigen können muß und daß wir eine

einsatzfähige Bundeswehr brauchen. Die in den letzten Jahren rückläufigen Einsätze auf den schon

bestehenden Einrichtungen zeigen unserer Meinung nach aber, daß ein solches Bombodrom in

Wittstock nicht erforderlich ist.

 

Aus touristischer Sicht, insbesondere aus der Sicht der Campingwirtschaft der betroffenen Regionen

(Mecklenburgische Seenplatte, Rheinsberger-Fürstenberger Seengebiet, Kyritz-Ruppiner Heide,

Ruppiner Land, ) hätte das Projekt jedenfalls eine verheerende Wirkung. Die jungen Pflanzen einer

hoffentlich künftig blühenden Landschaft würden wieder zertreten.

 

Die zu erwartenden weiteren langjährigen gerichtlichen Auseinandersetzungen werden zudem nicht

nur die Bundeswehr, sondern auch die weitere regionale Entwicklung behindern. Schon jetzt erwägen

Mitglieder unseres Verbandes aus der Region einen Investitions- und Einstellungstopp bis Klarheit

bezüglich der weiteren Entwicklung geschaffen ist.

 

Wir hoffen deshalb, daß sich die Mitglieder des Tourismus-Auschusses aus touristischer Sicht

entschieden gegen dies Projekt aussprechen und parteipolitische Belange unberücksichtigt bleiben.

 

 

Rostock, d. 18.03.2002

VCFMV

Verband der Camping- und Freizeitbetriebe

Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Dr. Gunter Riechey

Vorstand