76. Protestwanderung

9.06.2002

in Rägelin

 

Geistliche Besinnung

Pfr. Gerke-Pachali

 

 

Selig sind, die Frieden machen, die Pazifisten.

 

Eine Gruppe wollte ein Friedensfest machen. Sie hatte viele Leute dazu eingeladen. Als das Fest herankam, schickten sie Einladungen mit Ort und Zeit an die Erwarteten: Kommt, es geht los.

Aber einer nach dem andern begann, sich zu entschuldigen.

 

Der Erste sagte: Ich bin zwar für den Frieden, aber ich erwarte von der Bundeswehr, daß sie Aufträge für unsere Handwerker in unsere Gegend bringt. Ich bitte euch, entschuldigt mich.

 

Der Zweite sagte: Ich bin zwar für den Frieden, aber der Friede muß bewaffnet sein, gerade jetzt nach dem 11. September. Ich bitte euch, entschuldigt mich.

 

Der Dritte sagte: Ich gehöre zu einer Partei, die vom Ursprung her den Pazifismus als Grundlage hat. Aber jetzt bin ich in der Mitverantwortung der Bundesregierung. Ich kann nicht in der Regierung sein und gleichzeitig dagegen protestieren.

 

Der Vierte sagte: Meine Partei ist die einzige Friedenspartei im Bundestag. Aber ich bin Senator einer rot-roten Landesregierung. Ich bitte euch, entschuldigt mich.

 

Der Fünfte sagte: Ich bin in einem kirchenleitenden Amt. Zwar bin ich auch für den Frieden, aber ich bin zur Überparteilichkeit verpflichtet.

 

Alle Fünf versicherten aber: Wenn wir kommen, dann nur als Privatpersonen mit unserer Privatmeinung.

 

Der Sechste sagte: Ich bin jetzt Bundesverteidigungsminister. Der Siebente sagte: Ich gehöre zu einer christlichen Partei. Aber mit der Bergpredigt kann man die Welt nicht regieren.

 

So oder ähnlich reagierten die Erwarteten.

 

Aber dann kamen die Friedensfreunde der zweiten und dritten Garnitur, die von den Gassen und Straßen und Zäunen.

Und das sind wir.